Viel Regen, viel Beikraut im Mai

Rote Klatschmohn-Blüte zwischen Klee, Gras und Ampfer.
Die erste Mohnblüte im Feld nebenan. Hier hat der Eigentümer Gründüngung eingesät.

April reloaded, möchte man am Pfingstwochenende meinen, denn seit einer Woche ist das Wetter wieder sehr unbeständig und nass. Der üppige Regen hat das Beikraut schießen lassen und ich komme mit der Beetpflege nicht mehr hinterher. Gleichzeitig sorgt der Regen dafür, dass ich kaum arbeiten kann: Die Wege matschig, die Kleidung durchnässt, die Handschuhe voller Lehmklumpen. Das Beikraut ist gerade herausgepuhlt und beiseitegelegt, da wächst es auch schon wieder an. Das macht vor allem bei Gras und Hahnenfuß großen Spaß.

Oder liegt es einfach an den schlechten Startbedingungen auf einem vormals brachen Acker, der voll ist mit Beikrautsamen und immer noch jede Menge Zuflug von außen hat? Wäre der Start ein anderer gewesen auf einer gepflegten Fläche mit Bebauung rundum? Nun ja, solche Gedanken sind müßig, denn die Lage ist, wie sie ist. Nicht ganz einfach, um es höflich auszudrücken.

Guter Boden – große Pflanzen

Auch mein Pappen-Versuch ist nicht so nachhaltig wie erhofft. Einige Wegabschnitte hatte ich mit Kartonstreifen belegt und dann mit Häckselgut abgedeckt. Aber ach, das ist doch dem Hahnenfuß egal! Der hebt die Pappe schlichtweg nach oben und wächst fröhlich weiter wie geplant. So langsam begreife ich am eigenen Leib, warum in den Gärtnereien jede Menge Bändchengewebe liegt und in Multitopfplatten gesät wird. Sollte ich doch noch schwach werden...?

Mit dem Pikieren in Töpfe geht es mir ähnlich. Wenn man seine Jungpflanzen unter Vogelmiere und Greiskraut suchen muss und dabei ständig fürchtet, das Falsche herauszuziehen, dann wird die Beetpflege zum Geduldsspiel. Letztlich ist die Aufzucht im Topf dann doch komfortabler, da die Pflanzen wegen des beschränkten Platzangebotes auch nicht so schnell wachsen.

Denn auch die Stauden sind mittlerweile ordentlich in die Höhe geschossen. Manche kommen mir fast etwas monströs vor, wie etwa der Fingerhut, der gar nicht mehr aufhört an seiner Rosette zu bauen. Das mag ebenfalls dem guten Ackerboden geschuldet sein, und ich muss mich wohl vom Ideal des Naturschutzes verabschieden, der gerne magere Standorte propagiert.

Der Vorteil dieses Lehm-Löss-Bodens ist die Fähigkeit, Wasser zu speichern, was man im letzten Sommer deutlich gemerkt hat. Während die Oberfläche schon trocken und steinhart war, hatten die Pflanzen immer noch leicht feuchte Füße. Das ist gegenüber Topfware natürlich ein enormer Vorteil beim Gießen. Der Nachteil ist die Sättigung, wenn es lange und anhaltend regnet. Dauerhaft feuchte Füße vertragen nicht alle Pflanzen, und so haben einige ein kleines Kiesbett von mir bekommen.

Weniger Insekten im kalten Mai

Obwohl der Mai ingesamt zu kalt ist, haben viele Stauden inzwischen angefangen zu blühen. Von den Ringelblumen über die Witwenblumen bis zu den Margeriten (siehe Galerie). Die Rosen beginnen gerade ihre Blütenknospen zu öffnen, und der Staudenlein wiegt sich mit seinen filigranen, silbrig blauen Blüten im (nicht enden wollenden) Wind. Auch Beinwell, Akeleien, Wiesensalbei und Bergflockenblumen sind schon da, Fingerhut und Iris werden wohl nächste Woche so weit sein. Einen Wachstumsstopp habe ich allerdings bei den Sommerblumen-Keimlingen festgestellt, die ich im April ausgesät hatte. Und: Die Freiland-Tomaten zeigen ebenfalls deutlich, dass es ihnen zu kalt ist.

Das launische Wetter hat auch Auswirkungen auf die Tierwelt. Die Vögel auf dem Engelingshof (Schwalben, Spatzen, Rotschwänze, Krähen und Stieglitze) nutzen den starken Westwind, um – offenbar ganz bewusst – mit dem Wind zu segeln und waghalsige Manöver zu fliegen. Die Spatzen flitzen sogar durch den nur halb geöffneten Folientunnel der Solawi, und die Schwalben nehmen gerne einmal die Seitentür in die Deele.

Leider hat das auch eine Kehrseite, denn Wind und Regen fallen genau in die Brutzeit. Erst gestern fand ich auf dem Weg zum Arzt eine kleine Blaumeise, frisch befiedert, zusammengekauert neben einer Bäckerei sitzen. Offenbar war sie aus dem Nest gefallen oder schon ein Ästling, jedenfalls aber sehr klein und triefnass. Ich war im Zwiespalt, denn es war klar, dass sie dringend Wärme brauchte. Mit ungutem Gefühl setzte ich sie unter einen Busch in die Rabatte. Als ich nach einer Stunde vom Arzt zurückkam, war sie schon tot.

Sehr deutlich ist auch zu merken, dass weniger Wildbienen unterwegs sind. Sie sind zwar umempfindlicher gegen Kälte als Honigbienen, der andauernde Regen ist aber dennoch stressig für sie. Im nassen Zustand werden sie unbeweglich und sind dann nicht geschützt vor Fressfeinden. Wie gut haben es die sozialen Bienen wie etwa Hummeln, die sich in ihre Gruppen und Nester zurückziehen können. Die solitären Schwestern und vor allem deren Männchen nehmen derweil gerne Niströhren als Unterschlupf oder hängen (gemeinschaftlich) an Pflanzen und warten auf die wärmende Sonne. Auch die Schmetterlinge sind nur bei warmem Wetter unterwegs.

Andauerndes Regenwetter bedeutet also nicht nur weniger Wildbienen-Flüge und damit weniger Nachkommen, weil die Weibchen weniger Brutzellen anlegen. Wenn weniger Insekten unterwegs sind, haben es auch die Vögel schwerer, Nahrung zu finden, und das in der Brutsaison.

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