Regen, Gras und Mäuse

Saatplatten mit ersten Keimlingen hinter Maschendraht.
Die Aussaaten muss ich dieses Mal mit Drahtgeflecht schützen, weil ein Mäuschen die Platten entdeckt hatte.

Mitte November, und das Jahr scheint enden zu wollen wie es angefangen hat: Mit Regen, Regen und nochmals Regen. Die wenigen trockenen Tage sind zum Glücksspiel geworden. Und selbst wenn es »nur« bewölkt ist, macht das Arbeiten auf dem Feld nicht wirklich Freude, denn der Boden ist mehr als gesättigt. Jedes Begehen verdichtet ihn nur noch weiter, an jedem gezupften Beikraut hängt gleich ein ganzer Erdklumpen. Doch die Arbeit, sie muss ja getan werden, die neue Saison kommt immer schneller als gedacht.

2023 – ein Gräserjahr

So steht diesen Winter eine komplette Renovierung der Beete an, wieder einmal. Denn das nasse Jahr hat die Fläche mit Gräsern aller Art geflutet bzw. Samen zum Keimen gebracht, die schon lange darauf gewartet haben. Natürlich sind es nicht die Stauden, die sich so exorbitant vermehrt haben, das wäre ja auch zu schön gewesen. Aber da haben die Schnecken schon aufgepasst.

Obwohl... Eine Staude muss ich derzeit massiv jäten, weil sie nahezu alle Beete vereinnahmt hat: den Mauerpfeffer. Das ging so schnell, dass ich es gar nicht richtig bemerkt habe. Niedrige Nachbarn wie Sand-Thymian werden überrannt, höhere wie Feld-Thymian einfach unterwandert. Der Boden ist dann zwar komplett bedeckt und vor Erosion geschützt, in einem nassen Jahr bekommen trockenheitsliebende Stauden dadurch aber dauerfeuchte Füße. Außerdem wird der Mauerpfeffer so zu einem super Versteck für Nacktschnecken.

Dass der ständige Regen und der trübe Sommer nicht allen Pflanzen gefällt, ist derzeit besonders gut am Wiesensalbei zu sehen. Er zeigt viele gelbe Blätter, sowohl im Beet als auch in den Töpfen, was auf Nährstoffmangel wegen Staunässe hindeutet. Dagegen halten Rasselblume, Majoran, Thymiane oder etwa Heiligenkraut noch wacker durch. Es wird sogar noch fleißig geblüht, obwohl keine Insekten mehr fliegen. Als wollten die Pflanzen sich nicht damit abfinden, dass das der Sommer 2023 gewesen sein soll.

Arbeiten im Winter

Ebenfalls eine Winterarbeit ist die neue Aufteilung der Flächen: Wegen des hohen Beikraut-Drucks will ich die Beete etwas verkleinern und stattdessen Stellflächen für getopfte Stauden direkt bei den Mutterpflanzen schaffen. Künftige Kund*innen können dadurch außerdem die Pflanzen schneller identifizieren. Schneckengefährdete Arten bleiben weiterhin im Regal oder auf Tischen.

Außerdem auf der To do-Liste: Ein Sichtschutz zum Feldweg. Entweder mit Gewebe, das auch gerne an Balkonen oder Tennisplätzen angebracht wird. Oder mit sehr großen Pflanzen, die den Einblick etwas erschweren. Wichtig wäre, die Zuwanderung der Schnecken von außen in irgendeiner Weise zu blockieren, dazu habe ich allerdings noch keine Idee.

Aussaaten schützen

Auch sonst geht die Arbeit nicht aus, was ich in der Regel dem Wetter oder den lieben Tieren zu verdanken habe. So hat ein Mäuschen die Aussaaten in den Regalen unter Folie entdeckt und angefangen, die Saatplatten zu durchwühlen. Ich war sehr erschrocken und auch entnervt, denn im Januar bei der letzten Aussaat hatte ich dieses Problem nicht gehabt. Vielleicht ist es doch nicht so gut, so früh mit den Kaltkeimern zu beginnen, weil die Tiere noch Wintervorräte anlegen. Oder es liegt daran, dass die Solawi nicht mehr da ist, die immer für einen gedeckten Tisch gesorgt hatte.

Jedenfalls musste eine Zwischenlösung her, bis der entsprechende kleinmaschige Draht (wieder eine ungeplante Ausgabe!) geliefert ist. Ich nahm die Drahtzylinder, mit denen ich in den letzten beiden Wintern die Rosen und kleinen Bäumchen vor dem Feldhasen geschützt habe. Doch die Maus ist beharrlich und hat schon mehrmals kleine Schlupflöcher gefunden, außerdem hat sie noch ein Kunststoff-Geflecht durchgebissen.

Jeden Tag lüfte ich deshalb mit Herzklopfen die Folie, um zu sehen, ob schon wieder neue Löcher gegraben wurden. Arbeiten, die umsonst waren, zehren doch ziemlich am Nervenkostüm. Auch der Rosen- und Baumschutz muss ja nun neu geschnitten und verdrahtet werden.

Wer ähnliche Probleme hat: Die Schalen müssen komplett eingewickelt werden, am besten mit einer Drahtstärke nicht unter 0,5 mm und einer Maschenweite von 6,3 mm. Beim Zuschneiden helfen Handschuhe und eine Drahtschere bzw. ein Seitenschneider. Das Geflecht wird an der Überlappung mit Draht zusammengefädelt und an den Seiten umgebogen, sodass eine Art Tasche entsteht.

Die Adventszeit ist doch wie geschaffen, um schon jetzt ein paar Draht-Taschen für die Frühjahrs-Ansaaten zu flechten, nicht wahr...?

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