Kein Tropfen Regen im März

Kleine lila Blütenknospe und mehrere fünffingrige Blätter treiben aus dem Boden.
Trotz knochenhartem Lehmboden: Die Anemona blanda keimt endlich. Ich habe sie in Blau und Weiß gepflanzt und freue mich schon auf diese strahlende kleine Wildpflanze.

Seit etwa fünf Wochen scheint in NRW nahezu ununterbrochen die Sonne, schon wird vor Waldbränden gewarnt, und das im März. Auch auf dem Wildblumen-Acker hat der Lehmboden mittlerweile Risse bekommen, viele Pflanzen haben Sonnenbrand, manche wirken verdächtig trocken. Was für ein Gegensatz zu den Wintermonaten, die doch eher trübe und regnerisch verlaufen waren.

Für die zahlreichen Aufgaben in der Wildblümerey ist das einerseits erfreulich. Ohne sorgenvollen Blick nach oben stundenlang durcharbeiten zu können, ist im Frühling einfach ein Geschenk. Das Beikraut lässt sich leichter regulieren, der Blühstreifen am Feldweg besser mähen und Stauden können in Ruhe zurückgeschnitten werden. Im Hintergrund zwitschern die Vögel um die Wette, Hummeln brummen und Schmetterlinge kommen neugierig herangeflogen.

Andererseits. Noch in der Regenperiode hatte ich beschlossen Stecklinge zu machen, um die andauernde Feuchtigkeit zu nutzen. Tja, das war genau einen Tag bevor die sonnige Phase begann. Und da stecken sie nun, die armen Dinger, in der krustig harten Erde, im scharfen, kalten Wind, in der erbarmungslosen Märzensonne. Dagegen kann ich auch mit den 10 Liter-Gießkannen nicht anrennen, die ich jeden Tag zigfach aufs Gelände schleppe.

Zweiter Stecklings-Versuch

Eigentlich funktioniert das mit der vegetativen Vermehrung ganz gut. Zumindest im Herbst lohnt es sich, Lavendel-, Thymian-, Ysop- oder Salbei-Schnittlinge einfach in den Boden zu stecken. Das feuchte Winter-Halbjahr sorgt in der Regel dafür, dass die Zweige bewurzeln und im Frühjahr zur neuen Pflanze geworden sind. Sie sind dann ein exakter Klon der Mutterpflanze. Nur zu kalt darf es nicht sein, man fängt also am besten im September an.

Da ich ohne Gewächshaus aber im Moment keine Luftfeuchtigkeit halten kann, habe ich nun nochmals kleine Stecklinge genommen und sie ins Wasserbad gestellt. Einen Teil werde ich auf dem Gelände ziehen, einen Teil zu Hause in der Wohnung. Gute Erfahrungen habe ich mit dieser Methode bei Rosmarin und Thymian gemacht. Vor allem verholzte Zweige, die schon eine Art Luftwurzeln besitzen, bilden an diesen Stellen im Wasserglas zuverlässig schnell kleine Wurzeln aus.

Aussaaten

Ebenso bedroht wie die Stecklinge sind derzeit die Neu-Aussaaten in den verschieden Töpfen und Schalen. Ich decke sie zwar mit Vlies ab, aber dieser Schutz ist kein Vergleich zu der gesättigten Luft und dem gefilterten Sonnenlicht im Gewächshaus. Selbst unter dem Vlies trocknen die Multitopf-Platten schnell aus und müssen jeden Tag gegossen werden. Da ich keine Aussaaterde benutze, sondern gebrauchte Erde vom Gelände, läuft im Moment vor allem die Vogelmiere in den Schalen auf. Die hält zwar den Boden beschattet, aber ich hoffe, die kleinen Stauden-Sämlinge haben auch noch etwas Platz.

Ich bin gespannt, wie die Keimrate ausfallen wird. Einen Teil der Samen habe ich in den Beeten verteilt, einen Teil in den Schalen. Beides hat Vor- und Nachteile. Nachdem ich im Herbst die Schnecken-Population betrachtet hatte, war jedenfalls klar, dass ich eine reine Wild-Aussaat wie 2020 nicht mehr riskieren werde. Im Moment ist es zwar recht trocken und ich habe noch keine große Nacktschnecke entdeckt, aber dennoch finde ich genug Fraßspuren an Jungpflanzen wie etwa den kleinen Glockenblumen.

Kälte-Einbruch droht

Ansonsten grünt und sprießt es in den Beeten schon wieder, dass es eine Freude ist. Hier die Schlüsselblumen, da das Blausternchen, dort der Zierlauch und die Anemone blanda. An den Zweigen von Weißdorn und Weide erscheinen kleine grüne Knospen, am Fuß der Glockenblumen und Katzenminzen die ersten Blätter. Hoffentlich gibt es keinen Kälte-Einbruch mehr, denn auch die Wildbienen fliegen schon fleißig, und für sie sind Wetterextreme recht gefährlich. Wenn die Blüten erfrieren oder sich nicht mehr öffnen, haben die kleinen Brummer nichts zu essen und können ihre Brut nicht versorgen.

Auch für die Vögel wird es dann noch einmal schwer. Viele sind aus dem Winterquartier zurück und streiten mit den Daheimgebliebenen um die besten Brutplätze. Andere brüten schon, wie etwa die Amsel oder das Rotkehlchen. Das ist anstrengend, wenn keine Insekten fliegen und man sich nicht stärken kann. Deshalb hängen seit heute wieder Meisenknödel in der Halterung. Sie werden hier auf dem Engelingshof von Meisen, Spatzen, Rotkehlchen und Amseln genutzt. Und: Auch eine kleine Spitzmaus saß einmal auf einem Knödel und schaute mich mit großen Knopfaugen ganz entspannt an.

Für die BielefelderInnen kann ich übrigens die selbstgemachten Knödel von Riemeier am Jahnplatz empfehlen, sie gehen weg wie geschnitten Brot (keine Werbung). Da konnten auch meine Bestellungen im NABU-Shop oder bei Vivara nicht mithalten – leider, denn diese Knödel hängen selbst bei Minusgraden tagelang. Für die Weichfutter-Fresser wie Amsel oder Rotkehlchen gibt es dann noch einen Mix aus Haferflocken, Sonnenblumenöl, gemahlenen Haselnüssen und Weizenkleie. Dieser kommt sehr gut an, was mittlerweile aber auch die Krähen bemerkt haben, die gerne mal den gedeckten Tisch in weniger als einer Minute abräumen.

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