Gärtnern bei April-Wetter

Verschiedene Töpfe in weißen Plastiktrays, dahinter größere Pflanzen in grauen Bäckerkisten.
Gesammelte Pflanzentrays in Weiß dienen im Sommer zur Bewässerung und bekommen ein zweites Leben, anstatt nach Einmal-Gebrauch weggeworfen zu werden.

Die Juli-Preisfrage lautet: Welches Thema beschäftigt Gärtner*innen derzeit am meisten – die Nacktschnecken oder das Wetter? Tja, da beide Themen unheilvoll miteinander verbunden sind, lässt sich das wohl nicht eindeutig beantworten. Tatsache ist leider, dass mit dem tagelangen Regen Anfang Juli erneut ein hoher Schneckendruck einhergeht.

Aber auch für sich genommen wird der ständige Wetterwechsel zur echten Herausforderung. In der Wildblümerey springt die Gärtnerin mal wieder im Karree, bildlich gesprochen. Die Eckpunkte bilden das Beikraut, das Gießen, das Düngen und das Schattieren. Man kann es im Moment eigentlich nur falsch machen und muss dann schleunigst nachbessern, um größeren Ärger zu vermeiden.

Jäten bei tropischen Verhältnissen

Zum Beispiel Wildkräuter. In rasender Geschwindigkeit schießen in den Beeten derzeit Disteln, Hühnerhirse oder Spitzwegerich nach oben. Die Dimensionen der Pflanzen sind schon nach wenigen Tagen beeindruckend, die Kulturpflanzen dazwischen fast nicht mehr auszumachen. Doch weder bei 30 Grad in der vollen Sonne noch bei Dauerregen macht das Jäten im Beikraut-Dschungel Spaß, die Störenfriede haben also leichtes Spiel.

Mein bescheidenes Ziel für 2024: Die Schau-Beete so weit im Griff zu haben, dass ich ein Aussamen der Wildkräuter wie 2023 verhindern kann. Danach dann – mit Hilfe des neuen Schneckenkorns – das Aussamen und Keimen der gewünschten Kulturpflanzen zu fördern, sodass die Beete wieder bedeckt sind.

Gießen bei Wetterwechseln

Beispiel Gießen. Damit die Topfpflanzen nicht austrocknen, bis ich nachmittags in die Gärtnerei komme, stelle ich sie im Sommer in geschlossene Trays und Kisten ohne Wasserabzug. Dadurch werden die Töpfe nicht so heiß und die Pflanzen sind gleichzeitig ein wenig gegen den starken Wind geschützt, der die Verdunstung befördern würde. Kippt nun das Wetter hin zu tagelangem Regen, müssen zumindest trockenheitsliebende Pflanzen aus den Kisten genommen werden, weil im Wasserbad sonst die Wurzeln faulen.

Bei Wetterwechseln bin ich deshalb vor allem mit Umsortieren beschäftigt. Sogenanntes »durchdringendes Gießen« während der Hitzeperioden ist für mich aber keine Option, denn der Wasserverbrauch auf den Stellflächen wäre exorbitant – vor allem, weil beim Gießen mit der Brause jede Menge Wasser danebengeht oder gleich verdunstet. Die Alternative ist die Bewässerung mit Vorrats-Teich und Wasser-Rückführung, wie sie üblicherweise im Freigelände von Gärtnereien und Baumschulen praktiziert wird. Doch dafür wird die komplette Fläche quasi versiegelt, und das ist in der Wildblümerey weder machbar noch ökologisch vertretbar.

Düngen nur bei Bedarf

Eng mit dem Gießen verknüpft ist das Düngen, das bei den Topfpflanzen leider unerlässlich ist. Zwar halten das Substrat selbst und die eingebrachte Schafwolle für einige Wochen Nährstoffe bereit. Doch irgendwann fehlt den Pflanzen Futter, und dann gilt es abzuwägen: Wachsen und blühen sollen sie nämlich erst bei den Kund*innen, wenn sie ihren endgültigen Gartenboden bekommen. Und ob der sandig, schottrig oder lehmig ist oder aus Bauschutt besteht, ist vorher nicht klar. Eine überversorgte, blühende Pflanze würde sich mit dieser Anpassung schwertun.

Der Kompromiss in der Wildblümerey ist also, ein Mindestmaß an (organischen) Nährstoffen nachzuliefern, was – zugegeben – nicht immer auf den Punkt funktioniert. Einerseits sind die Bedürfnisse der Pflanzen dafür zu unterschiedlich. Andererseits sorgt die extreme Lage in der vollen Sonne immer wieder für heiße, trockene Töpfe, was die Pflanzen stresst und zusätzlich die Konzentration der Nährsalze in der Erde erhöhen kann.

Ist ein Topf erstmal ausgetrocknet, lässt sich das Substrat nur sehr schwer wieder befeuchten, das Wasser läuft durch und mit ihm die Nährstoffe. Die Trays und Kisten simulieren also eine sogenannte Anstau-Bewässerung, allerdings ohne Abfluss. Ich kann dadurch flüssig von unten nachdüngen oder auch Pflanzentees und -Jauchen einwirken lassen, ohne täglich gießen zu müssen. Einzig bei Dauerregen wird diese Technik zum Problem, und ich muss dann wirklich großflächig umräumen.

Schatten spenden

Bleibt das Schattieren, das vor allem bei der Anzucht der Jungpflanzen wichtig ist. Die kleinen Keimlinge haben am Anfang nur wenig Erde zur Verfügung, auch hier droht also Austrocknung, wenn die Temperaturen plötzlich auf 28 Grad steigen. Der Vergleich verschiedener Wettervorhersagen – schon am Vortag – leistet hier (meist) gute Dienste. Schon abends rolle ich dann die Regenschutz-Folie zurück und ziehe das Schattiergewebe für den nächsten Tag auf.

Überhaupt die Wetterdienste. Sie sind mittlerweile meine ständigen Begleiter und haben mich schon vor mancher Überraschung bewahrt. Früher habe ich immer gelächelt, wenn jemand am Donnerstag sagte: »Am Sonntag regnet es, das wird nichts mit der Fahrradtour!« Heute würde ich zwar immer noch antworten: »Es soll regnen (zwinker, zwinker).« Aber ich würde das Wetter aufmerksam weiter verfolgen und zumindest in Betracht ziehen, ein paar Regen-Klamotten einzupacken.

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