Die Winterarbeiten beginnen

Schwarzes Plastikgewebe mit grünen Streifen liegt halb abgerollt auf dem Weg.
50 Zentimeter breit und 100 Meter lang ist das Bändchengewebe, das ich auf den Wegen verlegen will.

So wie das ganze Jahr schon verlief, geht auch der Herbst langsam zuende: Wechselhaft. Mal regnet es tagelang immer genau dann, wenn man sich gerade auf den Weg machen will, obwohl der Himmel zuvor stundenlang strahlend blau war. Mal ist es empfindlich kalt, obwohl gestern noch ein Arbeiten im T-Shirt möglich war. Die Schmetterlinge zeigen dieses Auf und Ab sehr deutlich an: Mal sind sie da, mal sind sie wieder weg, selbst im November. Wie gut, dass einige von ihnen als Falter überwintern können.

Auf dem Stauden-Feld haben entsprechend die Arbeiten für das Winterhalbjahr begonnen. Letztes Saatgut wird abgesammelt, von den Kräutern werden – fast ein bisschen zu spät – Stecklinge geschnitten, weil die Chancen nun gut stehen, dass sie draußen ohne Hilfe anwachsen. Außerdem will ich etwas »Ordnung« in die Beete bringen, denn dass alle Pflanzen nach Lust und Laune wachsen, wo es ihnen gerade gefällt, hat sich doch nicht so bewährt. Viele robuste Kandidatinnen wuchern nämlich und beschatten so ihre zarten Nachbarinnen.

Frühblüher setzen und Feuchtbeet anlegen

Die Abdeckfolien und Planen ziehen nach und nach auf andere Beete, um dort in den nächsten Monaten das Wildkraut zu unterdrücken. Auf den frei gewordenen Flächen bringe ich Zwiebeln für Frühblüher ein und säe auch die eine oder andere Staude an. Insgesamt wird die Aussaat in diesem Herbst jedoch in Topfplatten erfolgen, denn der Acker ist einfach noch zu voll mit Beikräutern, das hat 2021 gezeigt. Nur wenige Keimlinge konnten sich im Dickicht behaupten, und dann kamen ab Juni schon die Schnecken...

Immer wieder erstaunlich ist der Durchsetzungswille der zarten Glockenblumen: Sie keimen zuverlässig auch bei starken Nachbarinnen. Ebenso sind Fingerhut, Salbei, Lavendel oder Ysop recht verlässlich. Eine wahre Flut an Jungpflanzen haben die Witwenblumen erzeugt, und auch Muskatellersalbei, Jungfer im Grünen oder Katzenminze halten sich nicht zurück.

Sobald ich Beikraut jäten muss, geht die Überlebensrate aber drastisch zurück. Und auch der Maulwurf durchkreuzt gerade meine neugeschaffene Ordnung. Ungefähr fünf Haufen pro Tag muss ich wegräumen, um zu verhindern, dass die kleinen Keimlinge ersticken.

Auch im Winter wächst das Beikraut natürlich weiter, dennoch bleibt seit letzter Woche wieder mehr Zeit für neue Pläne und Ideen. So soll ein Feuchtbeet entstehen, um besondere Arten wie Trollblume und Kuckucks-Lichtnelke anzusiedeln. Dabei reizt es mich auch, auf einer vollsonnigen Fläche, die im Sommer knochentrocken ist, Ideen zu entwickeln, damit das Wasser langsamer versickert. Wenn das nicht klappt, soll es wenigstens einen Miniteich geben. Es war einfach eine Freude zu sehen, wie schnell sich neue Tiere einstellen, wenn in den Mulden der Abdeckfolien das Wasser tagelang stehenbleibt. Neben Bachstelzen und Libellen kamen viele Vögel zum Trinken und Baden vorbei.

Es ist passiert: Bändchengewebe

Was die Pflege betrifft, habe ich kürzlich ohne schlechtes Gewissen ein Sakrileg begangen: Ich habe Bändchengewebe gekauft, um die Wege abzudecken. Pappe hat auf Dauer nicht geholfen, weil sich vor allem der Kriechende Hahnenfuß an der Seite durchgemogelt hat. Außerdem muss Pappe beschwert werden, und so viel Häckselgut habe ich gar nicht zur Hand. Am wirkungsvollsten schien mir noch eine Laubstreu aus Koniferenschnitt vom GaLa-Bauern zu sein. Die Verdunkelung, aber auch die Absonderungen der Lebensbaum-Häcksel hielten das Beikraut lange in Schach.

Die Arbeit der nächsten Wochen wird also sein, Wege und Ränder der gesamten Fläche mit dem schmalen Gewebe zu belegen, mit Erdankern zu befestigen und Häcksel aufzubringen (wenn welcher zur Verfügung steht). Das wird mich enorm entlasten, denn Ränder und Wege sind ein steter Quell von neuem Hahnenfuß, Klee, Breitwegerich und hartnäckigem Gras. Im Laufe der Saison wurden so die Beete optisch immer kleiner.

Neue Arten und Sorten

Nachdem eine Grundausstattung an Wildstauden (Witwenblumen, Wiesensalbei, Margeriten, Flockenblumen, Glockenblumen...) sich 2021 schon reichlich vermehrt hat, ist nun Zeit für weitere Arten. Rund 40 verschiedene Tütchen Saatgut habe ich bestellt, von Mauer-Zimbelkraut und Mädesüß über Ochsenauge und Teufelsabbiss bis hin zu Ziesten und Cistrose. Vergessen, aber beim Herbstputz wieder aufgetaucht sind Rainfarn, Herzgespann und Anis-Ysop.

Viele Arten sind mir in ihrem Wuchs und Verhalten noch unbekannt. Die Auswahl ist aber nicht nur durch eigene Neugier bestimmt, sondern auch durch Nachfragen von Kund*innen mit unterschiedlichen Anforderungen: Balkon, Schattengarten, Bodendecker unter Nadelbäumen, klein bleibende Stauden. Natürlich lassen sich die Problemfälle auf einer vollsonnigen »Premium«-Fläche wie in Theesen mit ihrem Lehm-Löss-Boden nicht nachstellen, aber das tun aufgedüngte 9 cm-Töpfe in Gartencentern und Baumärkten ja noch viel weniger.

Ausbauen möchte ich auch das Kräuter-Angebot. Salbei, Lavendel, Rosmarin, Oregano, Majoran, Ysop und verschiedene Thymiane sind schon da. Für 2022 sollen nun noch weitere Küchenkräuter wie Fenchel, Kümmel und Bohnenkraut, außerdem Wildkräuter wie Barbarakresse und Tausendgüldenkraut dazukommen. Wichtig ist mir dabei immer die Insekten-Tauglichkeit, und da sind Kräuter einfach unschlagbar: heiß umschwärmt in der Blütezeit, von uns trotzdem nutzbar.

Einen ähnlichen Nutzen hat übrigens die Ringelblume. Sie ist zwar nicht so begehrt bei Insekten, verbessert aber den Boden und kann im Salat gegessen werden. Wer sie einmal im Garten hat, hat sie immer, aber sie wird nicht lästig, weil man sie leicht herausziehen kann. Und mit ihrem klaren Orange hat sie eine absolute Alleinstellung unter den heimischen Blumen. Na ja, außer dem Habichtskraut vielleicht.

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