Der Herbst naht

Runder, platter, nach innen gebogener Samenstand mit zahlreichen bewimperten Sämchen.
Die Wilde Möhre hat mittlerweile ihr »Vogelnest« gebildet und wird in den kommenden Wochen zahlreiche Samen abwerfen.

Der Herbst naht in großen Schritten, ein kurzer Temperatursturz Mitte September hatte es schon angekündigt. Zwar war der Monat insgesamt so sonnig und mild, dass Pflanzen und Tiere (und Menschen) eine Art zweiten Frühling erleben durften. Doch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tage kürzer und die Nächte kühler wurden.

Dennoch: Die Wiesen-Margeriten blühen nun in der vierten Woche, alle Glockenblumen haben neue Blüten produziert und der Stauden-Lein hat gar im September erst seinen blauen Flor entwickelt. Unzählige Tagpfauenaugen tummeln sich derzeit auf dem Gelände, im Spätsommer fliegt in der Regel die zweite Generation. Ganz offensichtlich hat es geholfen, eine Ecke mit Brennesseln stehen zu lassen, die als Raupenfutter dienen. Allerdings ist der Falter eher unkompliziert, Kleine Füchse, Bläulinge oder der Postillon waren dieses Jahr nicht zu sehen.

Tiere und Pflanzen gehen in den Ruhemodus

Aktuell sind einige Regentage angesagt, das wird die Insekten wohl endültig ausbremsen und sie daran erinnern, sich ein Winterquartier zu suchen. Wer jetzt Reisig- und Laubhaufen aufschichtet oder sein Fenster in der Garage offenlässt, bietet Hummelköniginnen, Marienkäfern, Florfliegen, Spinnen und Schmetterlingen eine trockene Unterkunft. Stauden werden besser erst im Frühjahr zurückgeschnitten, damit die kleinsten Insekten sich in den Stängeln verstecken können. Und auch Heuschrecken brauchen Pflanzen, auf denen ihre Eier überwintern können, während sie selbst absterben.

In der Wildblümerey selbst wird auch diesen Winter keine echte Ruhe einkehren. Nach wie vor wuchert das Beikraut in den Beeten, das so lange gejätet werden muss, bis es sich nicht mehr aussamen kann. Etwa 70 Prozent der Arbeit fließen in diese Beetpflege – in der ständigen Hoffnung, dass das Verhältnis Kulturpflanze-Beikraut sich bald zugunsten der ersteren entwickeln wird. Immerhin: Durch das neue Schneckenkorn gibt es wieder Keimlinge in den Beeten, weil sie nicht sofort weggfressen wurden. Viele Wildstauden konnten sich dadurch diesen Sommer vermehren und gehen nun als Rosetten in den Winter, so der Wiesen-Salbei, die Wiesen-Glockenblume oder verschiedene Zieste.

Winter-Arbeiten in der Gärtnerei

Da die Schaubeete in der Gärtnerei sich ein wenig stabilisiert haben, sind diesen Winter auch weitere Arbeiten möglich: Neue Beete und Stellflächen anlegen, Pflanzen umsiedeln und passendere Arrangements finden, den riesigen Kompost umsetzen, Holzhäcksel für Beete und Wege herankarren. Viele Pflanzen müssen neu getopft werden, weil ihr alter Topf durchwurzelt ist und das bei Frost gefährlich werden kann. Insgesamt sind Wildstauden zwar robust und können gut im Topf überwintern, wichtig ist aber ein guter Wasserabzug und trotzdem das Gießen, wenn es in der kalten Jahreszeit zu lange trocken ist.

Wie immer muss außerdem das Saatgut gereinigt werden, um es dann im Online-Shop der Wildblümerey anzubieten, darunter einige neue Arten aus 2024 wie Flachblatt-Mannstreu oder Kleines Mädesüß. Es steht spätestens im Dezember zur Verfügung, damit die Kühlkeimer für 2025 noch rechtzeitig ausgesät werden können. Ebenfalls eine Winterarbeit ist die Neugestaltung der Pflanzenschilder. Dabei will ich die aufwendige DIY-Lösung durch einen professionellen Druck ersetzen, weil die Schilder nicht UV-stabil sind und regelmäßig ausbleichen. Im Januar/ Februar beginnt dann auch schon die neue Saison mit der Aussaat der Kühlkeimer.

Wenn alles gutgeht, dürfen Sie in 2025 wieder neue Arten erwarten, darunter Küchenschelle, Strandflieder, Wiesenraute, Färber-Ginster oder Schwarze Teufelskralle. Dafür habe ich weiteres Saatgut vom Wildblumen-Spezialisten Rieger-Hofmann geordert, auch wenn nicht alles aus unserer Region stammt, ergänzt um Spezialitäten vom renommierten Samenhändler Jelitto.

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